Was ist Tencel?
Tencel ist eine Textilfaser, die aus dem Zellstoff von Eukalyptus- oder Buchenholz gewonnen wird. Dieses Holz wird in nachhaltig bewirtschafteten Wäldern oder Plantagen angebaut.
Besonders Eukalyptus, auch bekannt als Blaugummibaum, ist der „Hidden Champion“ unter den Pflanzen, die zur Fasergewinnung verwendet werden. Er wächst im Vergleich zu anderen Pflanzen äußerst schnell, benötigt keine Genmanipulation und auch keine Chemikalien. Betrachtet man den Ertrag, liefert Eukalyptus im Vergleich zu Baumwolle außerdem eine zehnfach höhere Ernte.
Wie wird Tencel hergestellt?
Für die Herstellung wird das Holz in kleine Schnipsel geschnitten und in Wasser aufgeweicht, so dass sich die Zellulose lösen kann. Anschließend werden Zellstoffe durch ein organisches Lösungsmittel (N-Methylmorpholin-N-oxid) herausgelöst. Dadurch entsteht ein Zellstoffbrei, der unter Vakuum erhitzt wird. Dies sorgt dafür, dass Wasser entzogen wird, bis sich die Zellulose lösen und eine sogenannte Spinnlösung bilden kann – eine zähflüssige Masse, aus der dann der Faden gesponnen wird. Dafür wird diese Spinnlösung filtriert und durch Spinndüsen gepresst. Fertig ist die Tencel-Faser!
Die Besonderheit: Das Lösungsmittel weist keine giftigen Eigenschaften auf und kann anschließend komplett aus dem Wasser herausgefiltert und wiederverwendet werden. Dadurch gilt das Verfahren als besonders nachhaltig und umweltverträglich und wurde bereits im Jahr 2000 mit dem Europäischen Umweltpreis „European Award for the Environment“ ausgezeichnet.
Welche Eigenschaften hat Tencel?
Wer sich ein wenig mit der „Superfaser “befasst, wird schnell feststellen, dass sie viele wertvolle Eigenschaften hat: Da sie aus Holz ist, kann sie etwa 40 Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen als Baumwolle. Dazu wärmt sie genauso gut wie Schafschurwolle und kühlt gleichermaßen wie Seide. Tencel ist atmungsaktiv und weniger anfällig für Bakterien als andere Stoffe. Außerdem neigt sie zu wenig Faltenbildung, sitzt locker fallend und ist trotzdem sehr widerstandsfähig. Da sie aus der Natur gewonnen ist, kann sie biologisch abgebaut und kompostiert werden.
Wo findet Tencel Verwendung?
Da Tencel sowohl zu fester als auch elastischer Maschenware verarbeitet werden kann, ist die Faser in der Produktion unterschiedlicher Textilien einsetzbar. Wegen der antibakteriellen Wirkung und der geringen Anfälligkeit für Milbenbefall, ist sie außerdem perfekt für Allergiker:innen.
Aufgrund des guten Feuchtigkeitstransports und der schnellen Trocknung wird sie für die Herstellung von Sommer- und Sportbekleidung genutzt. Aber auch auf Reisen, besonders in warmen Klimazonen, macht sie sich dadurch bezahlt. Neben Kleidung wird sie auch für Bettlaken, Kissenbezüge und Decken eingesetzt, da sie nachts eine angenehme Temperatur und eine gute Feuchtigkeitsregulierung bietet.
Durch ihre nachhaltigen, biologischen Eigenschaften gewinnt sie im Vergleich zur Seiden- oder Baumwollfaser deutlich das Rennen.
Vor dem Kauf eines Tencel-Produktes ist es aber durchaus ratsam, sich vorab zu erkundigen, woher das ursprüngliche Material stammt. Ein europäischer Anbau, durch den lange Transportwege vermieden werden, ist von Vorteil. Ist das auf dem Kleidungsstück nicht klar ersichtlich, spricht nichts dagegen, auch mal beim Hersteller nachzufragen.
Leggings Christina aus Tencel Lyocell
Wie pflege ich Tencel?
Tencel ist relativ strapazierfähig, jedoch kann sie bei zu heißer Waschtemperatur eingehen. Daher wird empfohlen, ein Kleidungsstück aus Tencel bei 30 Grad zu waschen. Bei starker Verschmutzung sollten es maximal 40 Grad sein. Am besten im Woll-, Schon- oder Feinwaschgang und bei niedrig eingestellter Schleuderzahl. Möchte man den Stoff zum Beispiel im Urlaub von Hand auswaschen, eignet sich ein Feinwaschmittel mit lauwarmem Wasser. Das Textil anschließend einfach an der frischen Luft trocknen lassen.
Und wenn der Stoff trotz knitterarmer Eigenschaft einmal gebügelt werden muss, empfiehlt es sich, mit einem Dampfbügeleisen und zusätzlich feuchtem Tuch zu arbeiten. So wird die Faser möglichst geschont.
Wie entsorge ich Tencel?
Kleidung aus Tencel ist allemal eine gute Investition. Sie ist nicht so anfällig dafür, beim Waschen zu verformen oder gar einzugehen, und ist durch ihre pflegeleichten Eigenschaften zugleich langlebig.
Sollte eines deiner Lieblingsstücke aus Tencel trotzdem einmal seinen Dienst geleistet haben, könnte dieses aufgrund seiner biologisch abbaubaren Eigenschaften theoretisch sogar auf dem Kompost entsorgt werden.
Jedoch gibt es hierfür weitaus bessere Optionen. Anbieten würde sich in diesem Fall „Upcycling“, bei dem Kleidung nicht nur recycelt, sondern auch aufgewertet wird. Denn meist sind es nur kleine Makel, die bei der Umwandlung zu neuen Dingen – wie Kosmetikpads, Kräuterkissen oder Topflappen – gar keine Rolle mehr spielen.
Noch mehr Tipps & Tricks
Im E-Book „Nachhaltiger Modekonsum”, verfasst von Dominique Ellen van de Pool und Mia Marjanovic, werden jede Menge Tipps und Tricks anhand von Beispielen zu diesem Thema geteilt. Einer dieser Tipps ist es übrigens, bei der Auswahl von Kleidung auf das nachhaltige Material Tencel zu setzen.
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