Interview
Greentalk mit Maren von mutu
mutu kommt aus dem Nepalesischen und bedeutet Herz. Dieser Name spiegelt unsere Philosophie und unser Engagement wider: Jeder Einkauf bei uns unterstützt soziale Projekte und fördert faires sowie nachhaltiges Textilhandwerk in Nepal und im Himalaya.
Wer hat die Marke mutu gegründet und seit wann gibt es sie schon?
mutu wurde von Maren und Sascha, den Gründern des Designstudios Invisible Room, ins Leben gerufen. Die Marke entstand ursprünglich 2020 als Hilfsaktion zu Weihnachten für die Menschen in Nepal während der Coronapandemie. Nepal ist ein Land, zu dem Maren eine enge und persönliche Beziehung hat.
Die Aktion im Jahr 2020 war ein großer Erfolg und zeigte, wie wirkungsvoll so ein Engagement sein kann. Daher haben wir uns entschlossen, mutu als eine dauerhafte Marke weiterzuführen. Unser Ziel mit mutu ist es, fair, sozial und nachhaltig zu agieren.
Gibt es eine persönliche Geschichte oder ein Ereignis, das ihr mit der Marke verbindet oder zur Gründung der Marke geführt hat?
Meine Verbindung zu Nepal begann, als ich 19 war und 2010 zum ersten Mal dieses beeindruckende Land im Himalaya besuchte. Trotz seiner wirtschaftlichen Armut ist Nepal kulturell unglaublich reich.
Während meines Aufenthalts, der einige Monate dauerte, habe ich mich in das Land und seine Leute verliebt und in sozialen Projekten mitgearbeitet. Die Freundschaften, die ich damals geschlossen habe und meine Begeisterung für die Natur und das Handwerk in Nepal sind bis heute stark.
Diese Reise hat mir auch gezeigt, wie privilegiert mein Leben in Deutschland ist. Das hat den Wunsch in mir geweckt, etwas zurückzugeben. Ich erinnere mich, dass ich damals als 19-Jährige nachts wach lag und darüber nachdachte, einen Fairtrade-Laden mit nepalesischen Produkten in Deutschland zu eröffnen. Zehn Jahre später habe ich diesen Traum mit der Gründung von mutu wahr gemacht.
Was hat dich zu den Themen Mode & Nachhaltigkeit bewogen?
Meine Begeisterung für nepalesische Produkte, insbesondere für handgewebte Schals, die zu meinen persönlichen Lieblingsaccessoires geworden sind, entfachte sich während meiner ersten Reise nach Nepal. Dort entdeckte ich die außergewöhnliche Qualität und Schönheit der Textilien, die in traditioneller Handarbeit hergestellt werden. Diese Produkte erfüllen auf natürliche Weise die Prinzipien der Nachhaltigkeit durch ihre handwerkliche Fertigung. Eine Praxis, von der wir in unserer schnelllebigen Konsumgesellschaft sicherlich lernen können.
Diese Erkenntnis führte zur Gründung von mutu. Mit unserer Marke haben wir es uns zur Mission gemacht, nachhaltige nepalesische Produkte bekannt zu machen und soziale Projekte vor Ort zu unterstützen. Durch mutu möchten wir ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Mode nicht nur stilvoll, sondern auch ethisch und umweltfreundlich sein kann. Wir sehen in der langsamen und bedachten Herstellung, wie sie in Nepal praktiziert wird, ein Vorbild.
Unser Interesse an Mode und Nachhaltigkeit ist durch die Erfahrungen in Nepal noch gewachsen. Wir glauben fest daran, dass wir mit mutu das Leben der Menschen in Nepal verbessern, das kulturelle Erbe des Kunsthandwerks bewahren und gleichzeitig eine positive Botschaft für eine fairere und nachhaltigere Gesellschaft senden können – sowohl in Nepal als auch weltweit.
Gibt es ein bestimmtes Produkt, auf das ihr besonders stolz seid?
Ein Produkt, auf das wir bei mutu besonders stolz sind, ist der mutu-Bamboo-Schal. Die Kombination aus Ästhetik, Qualität und sozialer Verantwortung macht den Schal zu einem besonderen Stück in unserer Kollektion.
Was macht dieses Produkt besonders nachhaltig oder einzigartig?
Der mutu-bamboo wird aus 100% Bambusfaser hergestellt, einer veganen Faser, die für ihre weichglatte Geschmeidigkeit, Atmungsaktivität und Nachhaltigkeit bekannt ist. Sie wird auf natürliche Art und Weise mit Pflanzen des Himalayas wie Khair, Manjistha, rotem Sandelholz oder Rhododendron gefärbt.
Hinzukommt, dass der mutu-bamboo von Kakani Himalayan Natural Dyes hergestellt wird, einem sozialen Unternehmen unter der Leitung der weiblichen Gründerin Shanti Dolma Shakya. Ihr Engagement für Umweltschutz und Frauenförderung in ihrer Gemeinde trägt dazu bei, dass die Produktion des mutu-bamboo nicht nur umweltfreundlich, sondern auch sozial verantwortungsbewusst ist.
Produkt
Was ist allgemein eure Vision und welchen Zweck verfolgt ihr mit eurer Marke?
Das soziale Engagement ist ein Kernbestandteil der Marke. mutu arbeitet mit gemeinnützigen Projekten in Nepal zusammen, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen und Bildungsmöglichkeiten von Kindern, Jugendlichen, Eltern, Alleinerziehenden und Familien in prekären Situationen einsetzen. Unsere Vision bei mutu ist es, Produkte "Made in Nepal" als ein Zeichen für Qualität und Nachhaltigkeit zu etablieren.
Welche Mission verfolgt ihr, um eure Vision zu erreichen?
Dies erreichen wir durch sorgfältige Auswahl unserer Hersteller*innen, basierend auf gemeinsamen Werten wie Qualität, nachhaltiger Produktion, sozialem Engagement und Fair-Trade-Standards. Wir legen großen Wert darauf, sowohl geschäftlich als auch menschlich authentische Beziehungen zu pflegen. Wir arbeiten mit unseren Hersteller*innen Hand in Hand und auf Augenhöhe.
Wir ehren die reiche Tradition des nepalesischen Kunsthandwerks, indem wir mit kleinen bis mittelständischen Manufakturen zusammenarbeiten, um diese einzigartigen Handwerksformen zu bewahren.
Wo werden eure Produkte hergestellt und wie nah seid ihr am Produktionsgeschehen beteiligt?
Unsere mutus werden in Nepal in kleinen Manufakturen mit sozialem Engagement und mit nachhaltigen Methoden hergestellt. Wir kennen unsere Produzent*innen persönlich und sind auch an der Produktentwicklung beteiligt.
Welche Schritte unternehmt ihr, um sicherzustellen, dass eure Produkte fair hergestellt werden?
Um sicherzustellen, dass unsere Produkte fair hergestellt werden, arbeiten wir bei mutu ausschließlich mit Produzent*innen zusammen, die unsere Werte von fairer Herstellung teilen. Dieser Auswahlprozess umfasst die gründliche Prüfung der Arbeitsbedingungen und die Einhaltung von Fair-Trade-Standards bei unseren Partnern. Wir legen großen Wert auf Transparenz, ethische Produktionsmethoden und die Wahrung der Rechte aller Beteiligten.
Welche umweltfreundlichen Materialien und Produktionsmethoden werden verwendet und angewandt?
In unseren Produkten bei mutu setzen wir auf umweltfreundliche Materialien und nachhaltige Produktionsmethoden, darunter:
- Bananenfaser: Diese Faser wird aus dem Abfall der Bananenpflanze gewonnen, was sie zu einer nachhaltigen Ressource macht. Sie ist bekannt für ihre Festigkeit und Haltbarkeit und wird oft in der Herstellung von Textilien verwendet.
- Bambusfaser: Bambus ist ein schnell wachsender, erneuerbarer Rohstoff, der wenig Wasser benötigt. Die daraus gewonnene Faser ist weich, atmungsaktiv und besitzt antibakterielle Eigenschaften, was sie ideal für Textilien macht.
- Natürliches Färben: Wir nutzen natürliche Farbstoffe, die aus Pflanzen wie Granatapfel- und Zwiebelschalen gewonnen werden. Diese Methode ist umweltfreundlich und vermeidet den Einsatz schädlicher Chemikalien.
- Ethisch bezogene Yakwolle: Diese Wolle stammt von Yaks aus Tibet und wird unter fairen Bedingungen bezogen. Sie ist bekannt für ihre Wärme, Weichheit und Langlebigkeit, was sie zu einem idealen Material für hochwertige Textilien macht.
Welche Herausforderungen begegnen euch als nachhaltiges Unternehmen?
Eine der größten Herausforderungen, denen wir bei mutu begegnen, ist der höhere Preis für nachhaltig produzierte Produkte. Die Verwendung von umweltfreundlichen Materialien, fairen Arbeitsbedingungen und nachhaltigen Produktionsmethoden führt oft zu höheren Kosten im Vergleich zu konventionellen Produktionsweisen. Diese Kosten spiegeln sich in den Endpreisen unserer Produkte wider. Wir stehen vor der Aufgabe, unsere Kunden davon zu überzeugen, dass der Mehrwert dieser Produkte - sowohl in Bezug auf Qualität als auch auf soziale und ökologische Verantwortung - den höheren Preis rechtfertigt.
Bei mutu sind wir uns der Umweltauswirkungen, die durch den Transport unserer Produkte von Nepal nach Deutschland entstehen, sehr bewusst. Die Tatsache, dass Nepal landlocked (d.h. ein Binnenland) ist und die Produkte über weite Strecken transportiert werden müssen, stellt eine Herausforderung dar. Aktuell haben wir keine ideale Lösung für den Transport gefunden und sind offen für neue Ideen.
Wir kompensieren, wo es möglich ist, indem wir innerdeutsche Sendungen per Bahn versenden und auf Plastik im Transport verzichten. Obwohl wir wissen, dass dies nur ein kleiner Beitrag ist, sehen wir die anderen positiven Aspekte unserer Arbeit, wie die Förderung sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit, als wichtigen Teil unserer Mission an. Es ist ein fortlaufender Prozess, in dem wir ständig nach Verbesserungen und nachhaltigeren Lösungen suchen.
Welche Meilensteine oder Erfolge konntet ihr schon feiern?
mutu war 2020 als eine einmalige Aktion zu Weihnachten gedacht: Mit dem Verkauf unserer Produkte konnten wir im ersten Jahr knapp 1.600 Euro an ein Waisenhaus in Nepal spenden. Ein Betrag, der einem durchschnittlichen Jahresgehalt dort entspricht. Diese Spende hatte einen erheblichen positiven Einfluss und half, wichtige Unterstützungsmaßnahmen zu finanzieren.
Angesichts des Erfolgs dieser Aktion und der anhaltenden Nachfrage unserer Kund*innen haben wir uns 2023 dann dazu entschieden, aus mutu eine ganzjährige Initiative zu machen und zu einer Marke zu etablieren.
Was möchtet ihr euren Kund*innen über eure Marke und eure nachhaltigen Produkte gerne mitteilen?
An unsere Kund*innen möchten wir eine Botschaft der Dankbarkeit und des Engagements übermitteln. Unsere Marke, die während der Pandemie 2020 als Hilfsaktion für die Menschen in Nepal gegründet wurde, steht für mehr als nur den Verkauf von Produkten. Wir sind tief mit Nepal verbunden und unterstützen aktiv soziale Projekte vor Ort. Durch ihre Einkäufe konnten wir bisher bereits 6.334€ an Spenden sammeln, um das Leben der Menschen in Nepal zu verbessern und zur Verbesserung der Lebensbedingungen und Bildungsmöglichkeiten beizutragen. mutu steht für Liebe, das Handwerk und die Natur und für Lieblingsaccessoires, die einen ein Leben lang begleiten.
Was machen eure Produkte aus?
Ökologisches und soziales Engagement.
Wie lebt ihr persönlich Nachhaltigkeit im Alltag, abseits eures Berufslebens?
Im Alltag leben wir Nachhaltigkeit durch verschiedene Maßnahmen. Wir konzentrieren uns darauf, weniger zu konsumieren und wählen sorgfältig aus, was wir kaufen. Ganz nach dem Motto: "Weniger ist mehr". Ich bin Vegetarierin und neige zu veganen Produkten - bei Parmesan werden wir zum Beispiel schwach, aber Hafermilch schmeckt uns mittlerweile viel besser als Kuhmilch. Zudem habe ich mich vom Fast-Fashion-Wahnsinn abgewendet und kaufe - wenn überhaupt - nur hochwertige, langlebige Textilien.
Plastik zu vermeiden ist ein weiteres Ziel, auch wenn es manchmal schwierig ist. Wir verzichten auf Autofahren und nutzen stattdessen das Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel. In unserer Softwarefirma setzen wir uns für Projekte in der Solarbranche ein. Zudem experimentiere ich mit dem Anbau von eigenem Gemüse.
Welche alltäglichen Dinge haben eurer Meinung nach einen großen Einfluss auf den eigenen ökologischen Fußabdruck?
Durch mutu haben wir eine emotionale Reise erlebt, die uns viel über Nachhaltigkeit gelehrt hat. Diese Erfahrungen und unser erworbenes Wissen teilen wir mit größtmöglicher Transparenz, um eine ehrliche und offene Kommunikation zu erreichen. Uns liegt es am Herzen, unsere Erkenntnisse weiterzugeben und dadurch andere zu inspirieren, ebenfalls bewusste Entscheidungen im Alltag zu treffen. Jeder Schritt, den wir auf dieser Reise machen, bringt uns näher an das Ziel, einen positiven Einfluss auf unsere Umwelt und Gesellschaft zu haben.
Welche Pläne habt ihr für die Zukunft, um eure Marke und eure nachhaltige Mission weiter voranzutreiben?
Unsere Pläne für die Zukunft umfassen das fortlaufende Wachstum von mutu mit Herz und Sinn. Wir streben danach, unseren Hersteller*innen kontinuierlich und ganzjährig Produkte abzukaufen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Entwicklung von Produkten mit umweltbewussten Methoden und Materialien wie Bananenfaser und Pflanzenfarben. Wir möchten auch die Containerlogistik optimieren, um den ökologischen Fußabdruck des Transports zu minimieren. Unser Ziel ist es, mutu als Marke zu etablieren und zu skalieren, ohne dabei unsere Werte von Fairness, Nachhaltigkeit und sozialem Engagement zu kompromittieren.
Was wären eure größten Erfolge in 5 bis 10 Jahren?
In 5 bis 10 Jahren würden unsere größten Erfolge darin bestehen, dass mutu als anerkannte Marke für faire, nachhaltige und soziale Modeaccessoires etabliert ist. Wir würden hoffen, einen nachhaltigen Einfluss auf die Handwerksindustrie in Nepal gehabt zu haben, indem wir traditionelle Techniken und umweltfreundliche Materialien wie Bananenfaser und Pflanzenfarben fördern. Ein weiterer Erfolg wäre, eine effiziente und umweltbewusste Lieferkette aufgebaut zu haben, die sowohl die Bedürfnisse unserer Kunden als auch die Nachhaltigkeit berücksichtigt. Darüber hinaus wäre es ein bedeutender Erfolg, wenn wir eine Gemeinschaft aufbauen könnten, die aktiv zum Klimaschutz beiträgt und das Bewusstsein für globale soziale Gerechtigkeit stärkt.
Herzlichen Dank liebe Maren für Deine wertvolle Zeit und Deine Offenheit! Wir freuen uns, dass ihr mit mutu ein Teil von simply love it seid!
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